Weihnachtliche
Geschichten
(Yak-Baby) - 2. Forts.
(geschrieben
von Corinna)
Zhang
Mu, der terrassenförmig am Hang angelegte chinesische
Grenzort, befand sich einige hundert Höhenmeter
über ihnen, und die Straße dorthin führte
steil nach oben, vorbei an steilen Felshängen
und Geröllhalden, die in der Tat nicht eben vertrauenerweckend
wirkten.
Jitman gab das Zeichen zum Aufbruch und die kleine
Karawane setzte sich in Bewegung.
Auf der Brücke, auf der sich ein Schild mit der
Aufschrift "Friendship Bridge" und der Höhenangabe
1985 m über Null befand, ließen sich beide
fotografieren, mit Moonboots, staubigen Haarschöpfen,
erwartungsvollen glücklichen Gesichtern. Und
dieses Bild wurde später, auch wenn sie Kontinente
voneinander entfernt waren, ein unsichtbares Band,
das ihrer beider Leben bis an sein Ende auf magische
Weise miteinander verknüpfte.
Die nächsten Kilometer, die sie teils laufend,
teils zügig gehend, überwanden, den wachsamen
Blick unablässig auf den Hang neben sich gerichtet,
gestalteten sich allerdings wenig romantisch. Der
Weg war morastig und steil, und trotzdem sie ihr Gepäck
den leichtfüßig dahingehenden Trägern
überlassen hatten, kamen sie schnell außer
Atem. Jitman wies sie an besonders gefährdeten
Stellen an, zu rennen, doch das taten sie, Hand in
Hand und eine die andere ziehend, von allein, wenn
wieder eine Ladung Geröll vor oder hinter ihnen
ins Tal donnerte.
Schließlich, nach einer letzten Kehre, waren
sie oben und befanden sich unversehens vor einer Schranke
mit Wächterhäuschen. Einige gelangweilte
Chinesen in Uniform nahmen ihre Papiere in Empfang
und verschwanden damit auf unabsehbare Zeit in einer
baufälligen Hütte, um die Visa und das Tibet-Permit
zu überprüfen. Eliza schnappte noch immer
nach Luft, aber sah sich neugierig um, als ihr bewusst
wurde, dass sie sich nun wirklich auf tibetischem
Boden befand. Zhang Mu hätte vermutlich keinen
Preis für das schönste Dorf Asiens bekommen.
Es bestand aus einer Anzahl alter Holzhäuser
und einigen der praktischen, aber hässlichen
Betonklötze, die die Chinesen bevorzugten. Eliza
lächelte, als sie an einem großen hölzernen
Gebäude eine Girlande sah, an der ein im Winde
schwankendes Rentier mit der Aufschrift Merry Christmas!
baumelte - hier war wohl kürzlich ein Landsmann
vorbeigekommen. Jitman fing ihren Blick auf und lächelte
ebenfalls. "Dort werden wir heute übernachten",
sagte er und Eliza nahm es als gutes Omen.
(Forts. folgt
HIER)
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