Weihnachtliche
Geschichten
(Ein
2. Advent)
- Forts.
Dann
wurde der Weihnachtsmann aber vom Wichtel Keck aus
allen Gedanken gerissen und in die Werkstatt gerufen.
Während
sein Chef einen fachmännischen Rat zu Konstruktion
einer Holzeisenbahn geben musste, konnte Wichtel Keck
der Versuchung nicht widerstehen, Tildas Brief zu
lesen.
Natürlich darf man wünschen, dass ein gemeiner
Erden-Schreiberling mal ein wenig geärgert wird,
dachte sich Keck. Zumindest durfte die im letzten
Jahr fast vergessene Tilda sich das wünschen.
Wichtel Keck verfolgte die Tagespresse unten auf der
Erde und war entsetzt, wie sehr die Sitten der schreibenden
Zunft verfielen. Da durfte ein Denkzettel sehr wohl
sein. Er würde schon dafür sorgen, dass
der Zeitungsredakteur einen netten Tag erlebte. Das
Einverständnis seines rotgewandeten Meisters
setze er einfach voraus. Man soll im Leben nicht zu
viele Fragen stellen.
Er beauftragte seinen Wichtelkumpel Lupe, den Namen
dieses Möchtegern-Journalisten zu ermitteln.
Und
so kam es, dass Herr Ätzberg von der Berliner
Tageskurierpost einen sehr wenig entspannenden 2.
Adventssonntag erlebte. Wichtel Kecks Arme reichten
nämlich weit.
Für
Herbert Ätzberg begann der Morgen damit, dass
er seinen Fuß auf eine nasse Teppichstelle setzte,
als er aufstehen wollte. Er stutze. Sollte sich eine
nicht stubenreine Katze in seinen vier Wänden
befinden ? So kam es ihm jedenfalls vor. Wahrscheinlich
hatte sich der neue Stubentiger der Nachbarin in die
Wohnung geschlichen. Angewidert humpelte er ins Bad.
Unter der Dusche kniff er sich den Finger am Deckelrand
der Plastikflasche, als er versuchte, den letzten
Rest Duschgel herauszudrücken. Wütend ließ
er die Flasche fallen, um dann später noch darauf
auszurutschen.
Als er seine Haare abspülen wollte, drehte sich
das Gewinde des Handbrausenkopfes ab und ein entfesselter
Duschschlauch verzierte die neutapezierte Zimmerdecke
mit Wasserspuren aller Art. Als er versuchte, den
sich heftig windenden Schlauch zu fangen, stieß
er sich den Kopf an der Armatur.
Schimpfend
entstieg er der Duschwanne. Als er ein Handtuch vom
Stapel des Regals nehmen wollte, fielen gleich alle
neun weiteren Tücher mit hinunter.
Zum Zähneputzen drückte er sich versehentlich
softige Handpaste auf die Bürste und beim hektischen
Auspülen gleich danach verschluckte er sich so
sehr, dass er nun wieder über die Verbindung
von Rachenhöhle zu Nase Bescheid wusste. Der
Geschmack fettig-parfümierter Creme würde
ihn den ganzen Tag verfolgen.
Er
hätte es wissen müssen, dass man an so einem
Tag besser nicht die Haarfrisur mit dem elektrischen
Haarschneider auf die üblichen wenigen Zentimeter
kürzt. Doch er tat es trotzdem. Als er merkte,
dass er das Gerät auf die falsche Stufe gestellt
hatte, war bereits ein Streifen blanker Kopfhaut zu
sehen. Es nütze nichts, er würde morgen
mit Fastglatze ins Büro gehen müssen, bei
diesen deutlichen Minusgraden.
|