Weihnachtliche Geschichten


Vom Wünschen:

(von Bettina, nach einer Vorlage von Esther Bühler-Weidemann)

Beim anstrengenden Nüsse sammeln für den Winter, fand ein Mäuserich eines Tages unter dem Haselnussstrauch einen smaragdgrünen Edelstein. Erstaunt hob er ihn auf. Da hörte er ein feines Stimmchen sagen: „Ich bin ein Wunschstein. Wer mich berührt, kann sich wünschen, was er will.“
Der Mäuserich überlegte einen Augenblick erfreut, dann sagte er: „Ich wünsche mir 10 Haselnüsse, aber bitte schon geknackt!“ Und bevor er noch wusste, wie ihm geschah, lagen 10 Haselnusskerne vor ihm. Sofort begann er zu knabbern. Doch schon nach vier Haselnusskernen war er satt. Die übrig gebliebenen Haselnusskerne schleppte er in sein Versteck. Am nächsten Tag wünschte er sich 10 Walnusskerne. Aber mehr als zwei konnte er wieder nicht essen. So wünschte er sich jeden Tag eine andere Leckerei. Aber nach 2 Wochen fiel ihm keine mehr ein. In seiner Vorratskammer war schon kein Platz mehr. Da wünschte er sich schöne, warme Sachen zum Anziehen und schöne Möbel für sein Zimmer und eine warme Decke. Schließlich wurde es immer kälter, die Adventszeit hatte begonnen. Eines Tages fiel ihm nichts mehr ein, was er sich noch wünschen könnte. Er hatte alles, was sein Herz begehrte. Da erinnerte er sich an seine alten Freunde. Vor lauter Wünschen hatte er keine Zeit mehr gehabt, an sie zu denken. Und so machte er sich auf den Weg, sie zu besuchen. Als er bei ihnen ankam, waren sie alle eifrig damit beschäftigt, Wintervorräte zu sammeln. „Hilfst Du mit?“ fragten sie ihn. „Nein“, antwortete er, „ich brauche nichts. Meine Vorratskammer ist voll!“ Eine Weile schaute er gelangweilt den Anderen bei der Arbeit zu. Aber da er selber nichts zu tun hatte, fühlte er sich ausgeschlossen und tippelte schließlich frustriert davon. „Komisch“, dachte er, „jetzt kann ich endlich alles haben, was ich will. Ich müsste die glücklichste Maus auf der Welt sein. Aber eigentlich ist mir furchtbar langweilig. Und ich kann mich über nichts mehr freuen. Sogar der vielen Nüsse bin ich überdrüssig. Was ist nur los mit mir?“ Er hat sich auch einen festlichen Raum gewünscht, gebackene Plätzchen, einen geschmückten Tannenbaum und verpackte Geschenke. Als der Mäuserich nach Hause kam, schlenderte er nachdenklich durch seine Wohnung .Aber es machte ihm nach einer Weile keinen Spaß mehr, durch das paradiesisch ausgestattete Heim zu gehen und auf den üppig gedeckten Tisch zu schauen... Da wusste er plötzlich, was er zu tun hatte: er schleppte den Wunschstein zum Haselnussstrauch zurück und hüpfte aufgeregt zu seinen Freunden. „Kommt alle mit!“ rief er fröhlich und lud sie zum Weihnachtsessen ein. Anschließend teilte er seine Vorräte und spürte zunehmend seine alte, tiefe Freude wieder wachsen. „Weihnachten ist jetzt ganz nah!“ flüsterte er und erkannte: Reich ist nicht, wer alle Wünsche erfüllt bekommt, sondern der, der mit dem glücklich ist, was er hat. Reich fühlt sich nicht der, der viel wünscht, sondern der, der viel zu geben hat......

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