Erst morgens um 6, als er sich bestens gelaunt auf den Heimweg machte, dachte er im Taxi wieder an den jungen Mann und verspürte ein leises Bedauern. Warum hatte er nicht nachgefragt oder ihn einfach angesprochen? „Ich bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen, also echt jetzt!“, grübelte er nachdenklich. Aber das würde er nachholen, auf jeden Fall. Mit diesem hehren Entschluss fiel Daniel in sein kuscheltierbesetztes Bett, schlief auf der Stelle ein und träumte ganz wunderbar von einem Christkindlesmarkt, dem dunklen Fremden und einem felligen Meerschweinchen. Irgendwie spielten auch ein Anhänger und ein wichtiges Blatt Papier darin eine Rolle ... aber welche, wusste er am nächsten Tag nicht mehr zu sagen.
Daniel stand gegen Mittag auf, nachdem er noch im Halbschlaf vergeblich versucht hatte, den Sinn des bizarren Traums zu erfassen. Der Nebel hatte sich verzogen, Sonnenstrahlen fielen durch die Lamellen des Schlafzimmerrollos und die spätherbstlich klare Luft roch nach Holzfeuern und nassem Laub.
Es war Montag, der Tag, an dem er nachmittags meist selbst in dem kleinen Laden stand, in dem seine Devotionalien, wie er die Fanartikel scherzhaft nannte, verkauft wurden. Die Mädels, die im Fanshop arbeiteten, hatten an diesem Tag frei, und Daniel genoss es, einmal in der Woche hinter dem Tresen zu stehen. Man wusste nie, wer hereinkommen würde, es war jedes Mal anders und immer spannend. Manchmal betrat den ganzen Nachmittag fast niemand den gemütlich eingerichteten Raum, das war aber nur selten der Fall. Naturgemäß kamen häufig Fans, aber bisweilen auch Neugierige, die früher schon den Namen Küblböck gehört hatten und wissen wollten, was hier los war. Oft entspann sich eine interessante Unterhaltung, die bei einer Kanne grünem Tee und Unmengen von kleinen duftenden Teelichtern an den originellen Nierentisch verlegt wurde, den Daniel auf dem Flohmarkt gefunden hatte.