02.11.2016 - ARD: Verrückt nach Fluss (5)

  • 02.11.2016 - ARD: Verrückt nach Fluss (5)

    Schlag um Schlag in Vukovar
    02.11.2016

    Noch kinderlos aber auch ständig auf Achse: Stargast Daniel Küblböck.
    Und egal, ob zu Land oder zu Wasser: Hauptsache, es hat ein Fitnessstudio.



    Doch vor dem Schwitzen kommt das Spritzen. Mit Desinfektionsspray.
    Der Sänger mag es gerne sauber.



    Daniel: Weil, man weiß ja nicht, wer vorher hier geschwitzt hat.
    Deswegen ist mir das schon wichtig.

    Normalerweise läuft er täglich seine Joggingrunde in Berlin.
    Hier an Bord kommt er zwar nicht vom Fleck, aber der Zweck heiligt die Mittel.



    Daniel: Man hat ja jeden Tag so’n unglaubliches Angebot an Essen: Frühstück,
    Mittag-, Abendessen, Zwischenmahlzeiten, wenn man da jetzt gar nicht drauf
    achtet, wenn man nicht aufs Laufband geht oder gar keinen Sport macht, dann
    setzt sich auch ganz schnell unerwünschtes Fett an. Und das find ich nicht so
    schön. Ich bin nur einssiebzig Zentimeter groß und wenn man dann so’n Tier ist,
    ist nicht so schön. Das will auch keiner auf der Bühne sehen.



    (…)
  • Die Gäste genießen das Eisbuffet auf dem Sonnendeck.
    Eine schöne Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu machen:

    Raul Kraaier: Hallo

    Daniel: Hallo

    Raul Kraaier: Raul Kraaier

    Daniel: Freut mich



    So lernen sich auch der Kapitän und Daniel Küblböck kennen, der sich im Fitnessstudio
    sein Eis Kugel für Kugel verdient hat.



    Daniel: Aber das ist auf hoher See, muss man dazu sagen, nochmal ne ganz andere
    Luft, ne? Man hat so’n bisschen das Gefühl die Luft ist anders, man kommt runter,
    man kann so’n bisschen anders entspannen. Und ich fühl mich grad so extrem tiefenentspannt,
    warum auch immer.



    Karin und Steffii wollen auch endlich mit lecker Eiscreme entspannen.
    Und weil sie für ihren geplanten Ausflug in Vukovar noch eine Begleitung suchen,
    sprechen sie einfach den jungen Alleinreisenden an.

    Karin: : Wir waren ja auch noch nie – oder warst du schon mal in Vukovar, Steffi?

    Steffi: Nee, ich war noch nie in Vukovar.

    Daniel: Also das heißt, dass wir zusammen als Gruppe …

    Karin: Wir nehmen dich dann mal mit.



    Daniel: Schön, ja

    Karin: Oder du nimmst uns mit, je nachdem

    Daniel: Nee, interessiert mich, also ich hab das gehört und das ist, glaube ich, mal was
    ganz anderes, auch mal zu hören, was damals war. Ich glaub, das ist ganz spannend.



    (…)
  • Das Riverboat ist fest vertäut und die Passagiere sammeln sich in der Lobby für ihre Ausflüge.
    Vor dem Schiff empfängt sie das Wahrzeichen von Vukovar: der alte Wasserturm.



    Schnell wird klar, hier wird heute einiges anders sein als in den üblichen touristischen Orten.
    Während des Kroatienkrieges Anfang der 90er Jahre tobten hier in Vukovar mit die
    schlimmsten Kämpfe. Die Grenzstadt zu Serbien wurde von der jugoslawischen Volksarmee
    und serbischen Freischärlern 87 Tage lang belagert und größtenteils zerstört. Einschusslöcher
    zeugen von der Tragödie, trotz umfangreicher Sanierungen und Neubauten.
    Vukovar hat heute 27.000 Einwohner, etwa die Hälfte davon Kroaten und ca. ein Drittel Serben.
    Die Familie von Dara Mayer lebt hier seit 1856 und gehört zur Volksgemeinschaft der Donauschwaben.
    Die gelernte Bankkauffrau hat es sich zur Aufgabe gemacht, deren Traditionen und Geschichte
    lebendig zu halten.
    Dara Mayer ist Vorsitzende im hiesigen Verein der Deutschen und Österreicher. Engagiert vertritt
    sie die Interessen der deutschsprachigen Minderheit in Vukovar.



    Dara Mayer: Zum Beispiel 19. Jahrhundert nach Einwohnerzählung gab’s 10.400 Einwohner.
    Davon 4000 waren Kroaten, 3650 Deutsche, 1600 Serben, 960 Ungarn und der Rest waren
    andere Minderheiten. Wir haben 22 verschiedene Minderheiten bei uns.

    Seit sie in Rente ist, arbeitet Dara Mayer als Reiseführerin. Es ist ihr ein persönliches Anliegen,
    Fremden die besondere Geschichte ihrer Heimatstadt nahezubringen.
    Heute werden die Freundinnen Steffi und Karin zusammen mit Daniel Küblböck von ihr durch
    Vukovar geführt.
    Sie haben nur eine vage Vorstellung davon, was sie erwartet, aber ahnen, dieser Ausflug wird
    anders als andere.

    Daniel: Hallo

    Dara Mayer: Ja, schönen guten Tag, mein Name ist Dara Mayer

    Daniel: Freut mich, Daniel heiß ich

    Dara Mayer: Ich soll Sie begleiten heute

    Alle begrüßen sich und stellen sich vor.

    Dara Mayer: Dann machen wir uns auf den Weg



    Neugierig lauschen die Drei ihren Erzählungen über den Krieg. Dabei werden sie
    auch mit den stummen Zeugen dieser Zeit konfrontiert.
    Ihr Rundgang führt sie zum vollständig restaurierten Schloss Eltz. Der Barockbau
    ist heute ein Museum.



    Nur eine Straße weiter stoßen sie aber wieder auf Gebäude, die noch offen die Wunden
    von 1991 tragen. Lediglich die Natur hat sich hier ein neues Zuhause geschaffen.



    (…)
  • Die Donauschwäbin Dara Mayer ist mit ihrer kleinen Reisegruppe im städtischen
    Krankenhaus angekommen. Dieser Ort steht symbolisch für den Wiederstand der
    Kroaten während der dreimonatigen Belagerung von Vukovar im Jahr 1991.



    In einem Museumstrakt wird anschaulich an die dramatischen Ereignisse von damals
    erinnert. Steffi, Karin und Daniel sind von den Eindrücken sichtlich bewegt.



    Daniel: Ich bin gerade sehr tief betroffen, muss ich sagen. Einerseits dass wir darüber,
    also meine Generation relativ wenig darüber weiß und ja, es macht mich schon sehr
    traurig und ich bin gerade so neben dem tollen Highlight aus Schiff zu kommen jetzt
    erstmal so’n bisschen wieder in der Realität angekommen.



    Während der Belagerung diente das Krankenhaus für viele Bewohner der Stadt als Zuflucht.
    Trotzdem schlugen auch hier täglich bis zu 8.000 Granaten ein. Einige der Einschläge sind
    noch heute zu sehen und erzählen ihre ganz eigene Geschichte.



    Dara Mayer: Gucken Sie mal hier, da ist eine Bombe gefallen und hat alle Etagen zerstört,
    hier war ein Bett und da lag ein Serbe und diese Bombe ist ihm zwischen die Beine gefallen.
    Gott sei Dank hat nicht explodiert und hat ihn nicht umgebracht. Er hat sogar diese Bombe
    geküsst, weil er so glücklich war, dass er lebendig geblieben ist.



    (…)
  • …Ganz anders die Erinnerungen, die Karin, Steffi und Daniel von hier mitnehmen werden.
    Noch immer führt sie Dara Mayer durch das Krankenhausmuseum, in dem einzelne Szenen
    von 1991 mit Puppen nachgestellt sind. Trotzdem kaum vorstellbar, welches Leid die Menschen
    hier damals erleiden mussten.



    Alte Filmausschnitte und die ausführliche Dokumentation der damaligen Ereignisse
    hinterlassen bei den drei Besuchern einen nachhaltigen Eindruck.
    Die nette, vergnügliche Donaureise wird an diesem Nachmittag plötzlich zu einem
    tiefgreifenden Moment des Innehaltens.



    Im Souvenirshop sind die drei im Augenblick mit ihren Gedanken
    bei den Ereignissen von 1991.
    Zum Abschied möchte Dara Mayer noch ein Foto von Daniel. Selbst in Kroatien
    hat der Sänger offensichtlich eine Fangemeinde.

    Daniel: Ich hätte eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich hier erkannt werde, weil ich
    irgendwie so gar nicht… natürlich denk ich mir schon, es gibt ja mittlerweile
    Satellitenfernsehen, aber trotzdem bin ich erstaunt…

    Dara Mayer: Ohne Dieter Bohlen könnte ich nicht sein.

    Daniel: Na ja, es gibt viele, die können auch ohne ihn leben.

    Dara Mayer: Ich finde den ganz lustig und seine Sprüche, das ist wunderbar.
    Und er ist so ehrlich. Wenn er etwas sagt, das ist schon für mich wenigstens…
    ich hab gerne Spaß und deswegen das ist für mich sehr gut.

    So endet dieser Ausflug doch noch mit einem heiteren Tonschlag.
    Das ganz normale Leben ist auch in Vukovar längst wieder angekommen.

    Die kleine Reisegruppe verabschiedet sich von Dara Mayer.



    Karin, Steffi und Daniel gehen zurück aufs Schiff, das in einer Stunde ablegen wird.

    (…)